Mord per W-LanKategorie: Technik · Kommentare: 9
Klingt fast wie ein Science-Fiction-Krimi, nicht wahr? Und vielleicht sollte ich den auch gleich mal - in Beststellerform, versteht sich! - schreiben, anstatt meine Zeit hier mit Blog-Einträgen zu verplempern, in denen ich ganz un-wissenschaftsjournalistisch immer wieder preisgebe, was ich bisher so alles nicht gewusst habe. Zum Beispiel, dass man mit drahtlosen Signalen auch jemanden ermorden kann, falls diese Person einen implantierten Herzschrittmacher oder eine Insulinpumpe trägt. Und nein, diese mörderische Idee stammt nicht von mir - die fand ich in dieser Pressemitteilung des Massachusetts Institute of Technology: "... Recent research has shown that this leaves the devices vulnerable to attack: In the worst-case scenario, an attacker could kill a victim by instructing an implantable device to deliver lethal doses of medication or electricity."
Das war mir nun in der Tat neu. Bisher hatte ich von keinem Fall gehört oder gelesen, in dem jemands Herz-, Hirn- oder sonstiger Schrittmacher "gehackt" wurde. Aber das Risiko scheint groß genug zu sein, dass ein Team von Forschern am MIT und der University of Massachusetts in Amherst an einer Lösung arbeitet.
Wieso muss man da noch groß dran arbeiten? Ist Verschlüsselung nicht inzwischen eine "reife" Technologie? Das schon, doch das Problem mit den Implantaten ist gleich doppelter Natur: "Verschlüsselungstechnik lässt sich nur schwer in diese Geräte einbauen", erklärt Dina Katabi, Professorin für Elektro- und Computertechnik am MIT. "Viele dieser Geräte sind sehr klein, und allein schon aus Gründen der Stromversorgung und der Abmessungen wäre es unsinnig, die Verschlüsselung direkt einzubauen." Aber selbst wenn diese geometrischen Beschränkungen überwunden werden könnten, gibt es gute Gründe, die Geräte NICHT zu verschlüsseln: In einem medizinischen Notfall könnte es viel zu lange dauern, den notwendigen Schlüssel vom regulären Arzt des Patienten anfordern zu müssen. Das Konzept, das Katabi und ihre Kollegen auf der nächsten SigComm-Konferenz in Toronto als Paper präsentieren wollen, beruht auf einem externen Störsender, der beispielsweise wie ein Amulett oder eine Armbanduhr getragen werden kann und der alle unauthorisierten Signale unterbinden kann. Ein weiterer Vorteil wäre, dass diese Störsender auch für bereits implantierte Schrittmacher usw. ohne chirurgischen Eingriff nachgerüstet werden können.
Spielverderber! Jetzt muss ich mich wirklich beeilen, den Krimi zu schreiben, ehe der Plot durch diese Technologie obsolet wird. "Akte 802.11 - Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob der alte Geizhals in seinem Sutton-Place-Apartment - für dessen atemberaubende Aussicht über den East River keiner der Anwesenden heute auch nur einen Blick übrig zu haben schien - eines natürlichen Todes gestorben sei. "Keine Spur von äußerer Gewaltanwendung", versicherte der Polizeiarzt. "Ich tippe auf Herzversagen." Doch Inspektor Lee Berners Instinkt meldete sich mit schrillen Warnsignalen, diese all zu gefällige Erklärung vorschnell zu akzeptieren. Der Tod des reichen Venturekapitalisten kam einfach zu gelegen, zum passenden Zeitpunkt für so viele, als dass allein der Zufall hier seine Finger im Spiel gehabt haben könnte ..."
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