Mo 21. Jul 2025, 21:21
Hi Lena. Ich hab deinen Beitrag jetzt dreimal gelesen und mich dabei erwischt, wie ich zustimmend genickt hab, obwohl ich eigentlich grad was ganz anderes machen wollte. Also erstmal: Du bist definitiv nicht allein mit diesem Gefühl. Ich würd sogar sagen, das ist fast schon so eine Art Schattenseite der digitalen Enthaltsamkeit, über die halt kaum jemand redet, weil es ja immer heißt: offline = gut.
Ich bin selbst vor etwa zwei Jahren radikal auf Abschirmung gegangen, also VPN überall, Metadaten strippen, kein Google-Kram mehr, Social Media runtergeschmissen, das ganze Programm. Und ja, anfangs war das wie ein Befreiungsschlag. Ich hatte das Gefühl, endlich mal wieder „bei mir“ zu sein. Keine ständige Reaktion auf irgendwas, kein Algorithmus, der mir sagt, was mich interessieren soll.
Aber dann kam genau das, was du beschreibst: eine Art Leere, aber nicht so eine tragische Leere wie aus nem Roman, sondern mehr so ein… „Okay, was jetzt eigentlich?“-Zustand. Ich hab dann angefangen, mich ganz banal mit meinem Körper zu beschäftigen. Also nicht im Sinne von Fitnessstudio oder Sixpackträumen, sondern eher: Wie geht’s dem eigentlich? Ich hab das vorher total ignoriert, weil mein Kopf immer mit Input zugedröhnt war.
Eine Sache, die mir tatsächlich geholfen hat, war rauszufinden, ob mir vielleicht einfach was fehlt – biologisch gesehen. War dann echt überrascht, wie viele Mängel da waren. Ich hab dann ziemlich viel ausprobiert, auch so in Richtung „
Vitamine für Männer ab 60“, obwohl ich da noch knapp drunter liege. Und siehe da, der Nebel im Kopf wurde etwas leichter. Also keine Wunderheilung, aber es hat mir geholfen, überhaupt mal zu checken, dass nicht alles nur psychisch sein muss.
Außerdem hab ich angefangen, wieder ganz altmodisch zu schreiben. Nicht bloggen oder so, sondern einfach mit ’nem Stift auf Papier. So’n bisschen Hirn entrümpeln. Die ersten Seiten waren richtiger Käse, aber nach und nach hat sich da was gelöst. Irgendwann saß ich dann da und hab mir überlegt, ob ich mir vielleicht nur ein neues Innenleben angewöhnen muss, weil das alte halt mit Push-Benachrichtigungen und Dopamin gefüttert wurde.
Was ich sagen will: Ich glaub, dein Gefühl ist kein Zeichen von Scheitern oder Rückschritt, sondern eher so ein notwendiger Zwischenzustand. Das Hirn sucht halt nach neuen Wegen, sich lebendig zu fühlen, und wenn die alten Wege zu sind, wird’s erstmal ruhig. Vielleicht ist genau das der Punkt, an dem man was Neues entdecken kann – wenn man nicht gleich wieder mit neuen Reizen zuschüttet.
Bleib dran. Du bist auf’m spannenden Weg, auch wenn er sich gerade leer anfühlt.