Ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll. Vielleicht ist das alles auch nur eine Phase, aber es beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Seit ich mich mehr mit Privatsphäre und digitaler Abschirmung beschäftige – also VPN, Tracker blocken, weniger Social Media, alles drum und dran – hab ich gemerkt, wie viel ruhiger mein Kopf geworden ist. Ich schlafe besser, fühl mich auch nicht mehr so fremdbestimmt, aber gleichzeitig… fehlt was.
Das ist schwer zu greifen. Früher hab ich morgens Mails gecheckt, Nachrichten gelesen, ein bisschen durch Feeds gescrollt – und ja, ich weiß, das ist genau der Sog, aus dem viele hier raus wollen. Aber da war irgendwie mehr Reiz da. Jetzt, wo ich viel davon abgeschaltet hab, hock ich morgens mit meinem Kaffee rum und starre ins Leere. Ich les ein Buch, klar. Ich geh raus, klar. Aber es ist, als wär da eine Lücke. Nicht weil ich die Reize vermisse, sondern weil ich anscheinend vergessen hab, wie man ohne die lebt. Und das zieht sich durch den ganzen Alltag.
Ich bin jetzt 54, arbeite viel von zu Hause aus, hab Familie, aber bin auch oft für mich. Wenn ich abends das Handy bewusst weglege, fühl ich mich auf der einen Seite stolz und klarer im Kopf, aber auch wie jemand, der zu früh in Rente geschickt wurde. Ich dachte eigentlich, dass man mehr Energie bekommt, wenn man sich ausklinkt. Aber bei mir ist es fast umgekehrt. Ich bin oft schlapp, motivationslos, und so dumpf im Kopf. Keine Depression, keine große Leere – eher so ein ständiger Grauschleier.
Ich hab auch meine Ernährung umgestellt, trink kaum noch Alkohol, kein Zucker mehr nach 18 Uhr, solche Sachen. Bewegung krieg ich auch rein, zumindest halbwegs regelmäßig. Aber der innere Antrieb ist… naja, nicht weg, aber leise. Und wenn ich mit Freunden drüber spreche, kommt meistens: „Ja, ist halt das Alter.“ Aber das ist mir irgendwie zu einfach. Ich will das verstehen. Ich frag mich halt: Ist das diese digitale Entwöhnung? So eine Art Entzug? Oder war ich vorher einfach betäubt und merke jetzt erst, wie leer manches eigentlich ist?
Mich würd interessieren, ob andere sowas auch erlebt haben, als sie angefangen haben, sich mehr aus der Dauerbestrahlung zurückzuziehen. Gibt’s da ’ne Phase, die man überstehen muss, bis wieder was kommt? Oder bleibt das einfach so? Diese merkwürdige Mischung aus Klarheit und innerer Leere.
