Amerikas neue Sklaven
von Sunny » Fr 2. Jul 2010, 09:05
Welt der Wunder Heft 07/2010 - Holger Diedrich
Amerikas neue Sklaven
Ein schockierender Artikel über die Machenschaften von Weltkonzernen
2,3 Millionen US-Bürger sitzen derzeit in Haft - Weltrekord
Immer mehr von ihnen schuften für einen Hungerlohn.
Dank eines raffinierten Systems machen führende US-Konzerne dabei Milliardengewinne-
145 Jahre nachdem die Vereinigten Staaten die Sklaverei abschafften.............
Erschreckende Zahlen:
Die USA sehen sich als Fackelträger der Freiheit, doch in keinem anderen Land der Erde sind mehr Bürger inhaftiert !
USA 726 / Insassen pro 100 000 Einwohner
GB 142
China 118
Frankreich 91
Japan 58
Nigeria 31
Zweimal lebenslänglich wegen "Cinderella" und "FreeWilly 2" ?
Leandro Andrade kann es nicht fassen. "Ich bin doch kein Killer, kein Vergewaltiger. Ja, ich habe mich schuldig gemacht- aber warum muss ich für einen Diebstahl von ein paar Videofilmen 50 Jahre lang ins Gefängnis ?" Andrade wollte die Videofilme seinen Nichten schenken- sie werden im Rentenalter sein, wenn er mit 94 Jahren wieder herauskommt. Denn weil Andrade bereits vorbestraft ist, urteilt ihn die US-Justiz nach einer knallharten Regel ab: Wiederholungstäter werden bei der dritten Verurteilung weggesperrt. Für immer.
Andrade ist nicht allein- sondern einer von aktuell 2,3 Millionen US-Häftlingen. NOCH NIE in der Geschichte der Menschheit hat ein Staat einen derart hohen Prozentsatz seiner Bürger hinter Gitter gesetzt.
Und jetzt droht diese umstrittene Art der Kriminalitätsbekämpfung völlig ausser Kontrolle zu geraten:" 145 Jahre war Sklaverei in den USA verboten. Jetzt ist sie wieder da." sagte die Bürgerrechtlerin Angela Davis. "Man macht Häftlinge zu Zwangsarbeitern, die weniger Rechte haben als damals die schwarzen Plantagearbeiter in den Südstaaten der USA."
Die neue Geheimwaffe der US-Wirtschaft ?
Zwangsarbeit ? Sklaverei ? Das klingt nach Menschenhandel, Kettengerassel, Folter und dunklen Kerkern- auf jeden Fall nach Begriffen aus längst vergangenen Zeiten.
Doch wir reden vom Jahr 2010 !
Und das traurige Schicksal ist in Wahrheit ein Glücksfall für die US-Wirtschaft. Die nüchterne Rechnung: Bis zu zehn Stunden täglich wird Andrade an sieben Tagen hinter Gittern in der woche hinter gittern für amerikanische Unternehmer schuften. Dem Gefängnisbetreiber bringt da im Verlauf der 50jährigen Haft bis zu 90 000 Dollar ein. Andrade bekommt etwa 1 Dolla 50 die Stunde- wenn er Glück hat. Wahrscheinlicher ist sein Stundensatzweit darunter, um ca. 17 Cent !
Rund 80 %seines Lohnes werden Andrade gar nicht erst ausgezahlt. Die gehen für Kost und Logis drauf.
Alles begann in den 70er Jahren, als man in den Vereinigten Staaten damit begann, Häftlinge aus ihren Zellen auf die Felder zu schicken- zum Baumwollpflücken und Kartoffelerneten, so wie die Schwarzen Sklaven im 18 Jhd. Schon bald entdeckten Amerikas Weltkonzerne, wie einfach man mit Gefangenenarbeit gegen die Billig-Konkurrenz aus Fernost punkten kann. Man hofft die alte US Wirtschaftsdominanz mit Hilfe der Gefängnis-Industrie wieder errichten zu können.
Inzwischen haben Hunderttausende Gefangene für Top-Unternehmer der US-Industri gearbeitet.
für IBM, Boeing, Motorolla, Hewlett-Packard und viele mehr .
Oft über Subunternehmen um schlechte Presse zu vermeiden. Hinter vielen tätigkeiten würde man zunächst keine Häftlinge vermuten:
Der Telekommunikationskonzern AT&T setzte sie z.B. für Telefonmarketing ein
Die Fluggesellschaft TWA um Reservierungen buchen zu lassen
In den Großlagern des Spielzeugherstellers Toys R Us sorgten Gefangene für das Auffüllen von Regalen.
Über den Computer-Giganten Microsoft wurde bekannt, dass er Software von Häftlingen verpacken und verschicken lies !
Auch ausländische Konzerne haben US-Gefängnisse als Produktionsstätten entdeckt:
Die japanische Firma Honda ließ im US-Bundes-Staat Ohio Autoteile herstellen- für zwei Dollar die Stunde. Das ist für einen Gefängnislohn schon fast sensationell- doch einem normalen Mitarbeiter müsste Honda 20 bis 30 Dollar in der Stunde zahlen ............. Aber das sind nur die Top-Jobs für US-Knackis, insgesamt etwa mehr als 100 000. Das Gros muss oftmals Arbeit verrichten, die nur einem Zweck dienen : zu demütigen .
Jährlich werden im Schnitt 50 neue Gefängisse gebaut !
Jeder Insasse eines US-Gefängnisses kann zu Zwangsarbeit verpflichtet werden. Das sieht die US-Verfassung ausdrücklich so vor. Zum Beispiel zur Arbeit in den sogenannten Chain Gangs. einem Relikt aus der Sklavenhaltergesellschaft der Südstaaten. Aneinandergekettet säubern sie z.B. Strassengräben, beerdigen namenlose Obdachlose. Andere Häftlinge sortieren hochgiftigen Computerschrott. Zu erkennen sind die Arbeitskolonnen an ihren rosafarbenen oder schwarz-weiß gestreiften Uniformen und an der 50 Zentimeter langen stählernen Ketten zwischen ihren Füssen.
Die US-Unternehmer profitieren von den gnadenlosen internen Gesetzen (die zum Teil privatisiert sind) der Gefängnisse: "Ohne Geld bist Du außerhalb der Gefängnisse verloren -und innerhalb erst recht", heißt es unter den Häftlingen. Man braucht Geld um sich mit der Gefängis-Mafia gutzustellen. Vom miserablen Gefängnissessen wird man kaum satt- aber wer nicht arbeitet, der darf keine Lebensmittel einkaufen. Er darf auch nur in Notfällen telefonieren, er muss in seiner Zelle bleiben, wenn andere "Freizeit" haben, um Filme zu schauen oder Sport zu treiben.
Und er bekommt keinen Strafnachlass . In den letzten 20 Jahren wurden 1000 neue Haftanstalten gebaut, um den Strom der Verurteilten aufzunehmen. So wie im 18.Jhd. Sklavenschiffe aus Afrika nach Amerika brachten, so fahren heute Gefängnissbusse durch die Staaten um Häftlinge in die neu erbauten Gefängnisse zu schaffen.
Effizienter als eine Sklavenplantage
im Gegensatz zumprivaten Immobilienmarkt kennt der Knastbau keine Krise. "Goldman, Sach&Co, Merill, Lynch, smith Barney- viele Investmentfirmen sind bei diesem lukrativen Business dabei." sagte die Gefängnis-Expertin Karen Miller. Die Gewinne der Gefangenen- Industrie explodieren. Das private Haftanstaltsunternehmen CCA gibt zum Beispiel für die Unterbringung
Bewachung und Verpflegung eines Gefangenen jeden Tag 29 Dollar aus, erwirtschaftet aber nach eigenen Angaben täglich rund 50 Dollar pro Kopf- weil ein Grossteil seiner 16 000 Gefangenen arbeitet.
Kein Wunder, dass CCA im Jahr 2008 rund 150 Millionen Dollar Gewinn machte. Profit-Dimensionen von dnen Sklavenhalter vor 200 Jahren nur träumen konnten.
Leonhard Hill, Chef eines Zulieferbetriebes der Computerindustrie, erklärt die Vorteile der Gefängnisarbeit: In der freien wirtschaft melden sich Arbeitnehmer krank, sie haben familiäre Probleme. Im Gefängnis gibt es das nicht. Der Staat zahlt ihnen medizinische Versorgung und die Leute fahren nicht in Urlaub.
Durch eine seit Jahren andauernde Welle überharter Urteile, ermöglicht durch die "Threestrikes and you`re out"-Regel werden die Sklaven des 21.Jhd.rekrutiert
Dabei sollt die Regel ursprünglich nur bei gewaltbereiten Wiederholungstätern Anwendung finden. Inzwischen aber haben die meisten Betroffenen nie eine Waffe in der Hand gehabt oder anderweitig Gewalt ausgeübt und landen trotzdem nach dem dritten Delikt lebenslang hinter Gittern. Die Regelung gilt dazu die Gefängnisse zu füllen. Sie diskrimieren die Armen, die kein Geld haben, sich von teuren Anwälten raushauen zu lassen, sagen Justiz-Kritiker .
Wieviele Gefangene verträgt eine Demokratie ?
Der Schwerpunkt der Regierungspolitik hat sich von der Sozialhilfe auf die Kriminalitätskontrolle verlagert, meint Angela Davis. Sie beklagt eine Klassen-Justiz: " Zehn Jahre für den Besitz von 50 Gramm der Arme-Leute-Drogen-Krack- um auf das gleiche Strafmass bei der Mittelstandsdroge Kokain zu kommen, braucht es 5 Kilogramm ."
Folge: 74% der wegen Drogenbesitzes Eingesperrten sind Afroamerikaner, obwohl die nur 12,5 % der Bevölkerung stellen.
Wenn sich Manager privater und staatlicher Gefängnisse treffen, geht es mitunter zu wie auf Sklavenmärkten des 17. Jhd. Bloss dass statt mit Schwarzafrikanern mit Gefangenen gehandelt wird. Die Geschäfte der privaten Haftanstalten laufen so gut, dass sie den staatlich überfüllten Einrichtungen Langzeitverurteilte abkaufen- für2,50 bis 5,50 Dollar pro Bett und Tag.
Eine andere Geschäftsidee verfolgt der privat Knastbeseitzer CCA. Er schließt Verträge mit armen Bezirken, damit die Gefängisse errichten. Betreiber wird die CCA, die 50 % an die Bezirke ausbezahlt.
Wird die Haftanstalt eröffnet, schlägt die Stunde der Gerichte . Denn Investment-Experten haben errechnet, dass erst Belegungen von über 90% Strafanstalten profitabel machen. Ein CCA-Report besagt: " Es braucht Zeit ein Gefängnis, ein Gefängnis zu füllen, bis es die Kosten trägt. Eine geringe Auslastung bremst die Profite aus. "
Im Klartext: Nur überfüllte Gefängnisse sind gute Gefängnisse. 2009 verdonnerte ein Gericht den Staat Kalifornien dazu, 43 000 Gefangene zu entlassen- Haftanstalten dürfen nur zu rund ein Drittel überbelegt sein,uteilten die Richter. doch wohin mit den Gefangenen ?
Kalifornien ist pleite, hat kein Geld für neue Gefängnisse. Am Ende werden die Verurteileten wohl in privaten Gefängnissen landen.
Geht es in diesem Tempo weiter, werden im Jahr 2040 mehr als 19 Millionen US-Bürger inhaftiert sein- eine Quote die selbst Nordkorea " das größte Gefängnis der Welt " nur knapp überschreitet.
"Schon eine Diktatur hält das kaum auf Dauer aus", sagte Craig Gilmore vom California Prison Moratorium Project ."Und eine Demokratie erst recht nicht............. "
Persönliche Anmerkung :
Ein sehr interessanter Artikel - übrigens auch für Amnesty International
Menschenrechtsverletzungen sind wohl eine sehr lukrative neue Modeerscheinung geworden, hm ?!
Wie man auch in Deutschland sieht, lässt sich damit sehr viel Geld verdienen - auch am Steuerfiskus vorbei...........
Es gibt ein schönes Sprichwort:
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
I am what I am , and that what I am, that`s what I am always going to be.
Bilder für die Herzen unter
http://jannell.jimdo.com/